Seitens der DB-AG gab es in der Vergangenheit umfangreiche Veränderungen auf der Eifelstrecke und damit auch in Jünkerath. Gebäudeteile stehen leer und Flächen, die vorher von der DB-AG genutzt wurden sind für sie entbehrlich geworden und sollen anderen Nutzungen zugeführt werden. Die bahntechnischen Anlagen des Bahnhofs entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen und bedürfen der grundlegenden Sanierung.
In der Vergangenheit gab es unzählige Gespräche seitens der Ortsgemeinde Jünkerath mit den verantwortlichen Stellen auf ministerieller und DB-AG Ebene, um die Sanierung der Bahnanlagen nach vorne zu treiben.
Die DB-AG wollte bereits im Jahre 2006 die Personenunterführung (PU) am Bahnhof Jünkerath schließen. Sie habe für sie keinerlei Bedeutung mehr, so die Bahn. Sie sieht diese als reine innerörtliche Verbindung.
Damals konnte die Schließung der PU durch Übernahme der Beleuchtungs- und Reinigungskosten seitens der Ortsgemeinde verhindert werden.
Die Sachlage verschlimmert sich zunehmend.
Nach einer Bauwerksprüfung der Personenunterführung wurde die Ortsgemeinde Jünkerath durch die Deutsche Bahn AG informiert, dass aufgrund baulicher Mängel sie voraussichtlich am 31.12.2009 geschlossen wird.
Bereits im Jahre 2004 hat der Ortsgemeinderat beschlossen eine Studie durch das Fachbüro „Stadt-Land+Bahn“ für den bahntechnischen Betriebsteil und den Bahnhofsvorplatz anfertigen zu lassen.
Auszug aus der Studie:
„Mit der Studie sollten Defizite und Potenziale im Bereich des Bahnhofs benannt, Ziele formuliert und eine Entwicklungsperspektive aufgezeigt werden: wesentliches Element ist ein gesamthafter Konzeptvorschlag zur Entwicklung des Schienenverkehrshaltes. Dazu werden Maßnahmen grob definiert und der zu erwartende Kostenrahmen und entsprechende Fördermöglichkeiten aufgezeigt.
Die Studie soll damit eine Grundlage für die Meinungsbildung der Entschei-dungsträger bereitstellen und der Gemeinde eine aktive Rolle bei den Entwicklungen im Bahnhofsumfeld ermöglichen.
Wesentliche Planungen der DB AG für den Bahnhof sollen im Überblick auf-gezeigt werden, um auf diese frühzeitig mit ergänzenden Konzepten der Gemeinde reagieren zu können. Die Studie soll eine geordnete Gesamtentwicklung unterstützen helfen; insbesondere soll Einfluss auf eine mögliche Veräußerung von Bahnflächen genommen werden können. Fehlentwicklungen in Einzelbereichen, die nur mit großem Aufwand wieder zu beheben sind, sollen so vermieden werden.
Gleichzeitig dient die Studie als Grundlage für vorbereitende Abstimmungen mit weiteren Beteiligten.
Weiter in dieser Studie wurde der ehemals sehr bedeutende Bahnhof Jünkerath von seiner Bedeutung und der regionalen Lage beleuchtet. Eine Mängelanalyse und eine Analyse des Bahnhofs und des gesamten Umfeldes wurden erstellt. Die derzeitigen bahntechnischen Anlagen und Verknüpfungsanlagen sowie Passagierzahlen wurden dargestellt. Dabei ist interessant, dass ca. 650 Reisende pro Tag den Bahnhof Jünkerath als Ein-/Aussteiger nutzen. Nicht mehr zeitgemäß sind die viel zu niedrigen Bahnsteigkanten, die für mobilitätsbehinderte Menschen sehr beschwerlich beim ein- und aussteigen der Fahrzeuge sind. Auch die Bahnsteigzugänge sind nicht barrierefrei, so dass behinderte oder ältere Menschen nur sehr schwer und mit hohem Aufwand diese erreichen können. Das optische Erscheinungsbild der bahneigenen Unterführungen ist völlig unakzeptabel und in einem katastrophalen baulichen Zustand und von zahlreichen Schmierereien und Verunreinigungen gekennzeichnet.“
So weit diese Studie.
Der mit der DB-AG ausgearbeitet Vertragsentwurf wurde am 13.07.2006 durch den Gemeinderat beschlossen.
Die DB-AG erklärt sich mit der beschlossenen Vereinbarung bereit, das Sanierungskonzept wie vorgeschlagen in die mittelfristige Planung zu nehmen, vorausgesetzt die Ortsgemeinde Jünkerath übernimmt die Gesamtplanungskosten für dieses Projekt, also auch die Planungskosten für die technischen Änderungen an den Bahnsteigen, die Veränderung der Personenun-terführung usw. Nach Prüfung mit dem Ministerium und der DB-AG ist die Übernahme der Planungskosten durch die Kommune seit der Privatisierung der Bahn im Jahre 1993 gesetzlich so vorgesehen und geregelt.
In dieser Planungsvereinbarung sind alle Maßnahmen beschrieben, die erforderlich sind das Gesamtkonzept zu verwirklichen.
Die Planungskosten nach neusten Berechnungen betragen ca. 240.000,- EUR für das gesamte Sanierungskonzept.
Leider konnte der Vertrag bis heute noch nicht unterschrieben werden, da seitens der vorgesetzten Behörden aufgrund der defizitären Haushaltslage der Gemeinde keine Haushaltsmittelfreigabe dafür erfolgte.
Aus Sicht der Ortsgemeinde, ist dieser hohe Planungskostenaufwand und die Umsetzung alleine von der Gemeinde nicht zu schultern. Aufgrund der überörtlichen Bedeutung dieser wichtigen und notwendigen Sanierungsmaßnahmen fanden erst kürzlich Gespräche mit der Landtagsabgeordneten Frau Schmitt, Vertretern des Innen- und Wirtschaftsministerium, der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz und den Planungsbüros statt.
Demnach soll jetzt das gesamte Sanierungskonzept ca. 6.000.000,- EUR kosten.
Die Vertreter des Innen- und des Wirtschaftsministeriums sowie die kommunalen Vertreter der Kreisverwaltung sicherten der Gemeinde finanzielle Unterstützung zu.
Jürgen Hiller als Vertreter des Innenministeriums und Präsident der Entwicklungsagentur hatte eine wichtige und erfreuliche Nachricht im Gepäck (wörtlich): „Wenn das Wirtschaftsministerium einsteigt, dann übernehmen wir auf unserer Schiene anteilig die Planungskosten“.
Der entsprechende Förderantrag zur Übernahme der Planungskosten wurde durch die Ortsgemeinde Jünkerath vorgelegt und liegt derzeit zur Entscheidung im Innenministerium vor.
Ich gehe davon aus, dass die Planungskosten zur Umsetzung aller Maßnahmen übernommen werden. Ein wichtiges Ziel jahrelanger Bemühungen ist dann geschafft.
Danach sollen 5 Bausteine realisiert werden:
Wichtigste Priorität hat die Sanierung der Personenunterführung und die Modernisierung der Verkehrsstation am Bahnhof. Sie ist der erste und wichtigste Baustein der Gesamtmaßnahme.
Hier muss unsere gemeinsame Priorität liegen!
Ein weiterer Schwerpunkt ist die zukünftige Nutzung der Brachflächen der DB-AG.
Die Ortsgemeinde sehr engen Kontakt zur neu aufgestellten Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz (EA).
Auf Betreiben der Ortsgemeinde wurde Jünkerath in das Pilotprojekt in der „Anentwicklung entbehrlicher Bahnflächen in Rheinland-Pfalz“ aufgenommen.
Gemeinsam mit der EA und dem Kompetenzzentrum Bahnimmobilie (Kom-Bi) versucht die Ortsgemeinde die Brachflächen der entbehrlichen Liegenschaften der DB-AG städtebaulich und gewerblich künftig zu nutzen. Die Investorensuche ist dabei der schwierigste Part.
Die Studienbegleitung ist für die Gemeinde kostenlos und läuft für die Dauer von 2 Jahren. In dieser Zeit sollen die entbehrlichen Flächen und Anlagenteile im Paket für Investoren vermarktbar sein. Die nachfolgenden Bauleitplanungen und Folgemaßnahmen sind dann ausschließlich Aufgabe der Kommune.
Damit wird in Jünkerath in die Zukunft investiert!
Alle bis jetzt erläuterten und noch ausstehenden Punkte bedürfen einer Steuerung, Koordination und Moderation.
Seit März 2007 befindet sich die Ortsgemeinde Jünkerath in der Dorfmoderation gemeinsam mit den Bürgern des Ortes.
Die vielen Einzelmaßnahmen der geplanten Ortentwicklungen einschließlich der DB-Maßnahmen, die für die künftige Entwicklung von Jünkerath über das Jahr 2015 hinaus entscheidend sind, wurden angesprochen und auf deren Wichtigkeit hingewiesen. Alle diese Projekte dürfen nicht als Einzelprojekte gesehen werden, sondern als zusammenhängende Entwicklungsmaßnahme. Dafür bedarf es einer städtebaulichen Koordination in Form der Dorfmoderation. In sogenannten Workshops wurden mit den Bürgern, den Vereinen und den Gewerbetreibenden in Verbindung mit der Gemeinde die Stärken und Schwächen herausgearbeitet werden. Die erarbeiteten Lösungsansätze sollen in eine Zielplanung umgesetzt werden. Ein städtebauliches Planungsbüro berät fachkundig die Gemeinde.
Im Januar 2008 werden die Ergebnisse der Moderation dem Gemeinderat von den Bürgern vorgestellt und erläutert.
Ich sehe in diesem Gesamtkonzept und den bisher beschlossenen Maßnahmen eine große Chance die strukturellen Veränderungen unseres Ortes gemeinsam mit den Bürgern entscheidend mitzugestalten. Jünkerath soll auch in Zukunft attraktiv, leistungsstark und ein Standort mit Perspektiven sein.
Rainer Helfen
Ortsbürgermeister
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